2. Preis

2002


Erläuterungsbericht

Architekturbüro:
AFF Architekten / Sven Fröhlich, Berlin
Bearbeitungsteam: Ulrike Dix, Monic Frahn, Martin Fröhlich, Sven Fröhlich, Hanno Schröder, Gero Ant, Anna Walzer

Weitere Kooperationspartner/-innen:
TWP: Schnetzer Puskas Berlin GmbH
Bearbeitungsteam: Kai Petzold

Brandschutz: Peter Stanek, Berlin
Bearbeitungsteam: Peter Stanek

Transsolar Energietechnik GmbH / Matthias Ramming
Bearbeitungsteam: Matthias Ramming

Beurteilungstext der Jury:
Der Entwurf setzt bei der zentralen Frage an: Wie sieht ein Hörsaalzentrum der Zukunft an diesem Ort aus? Er versteht das Gebäude als identitätsstiftenden Auftakt der Science City und entwickelt daraus die Leitidee eines offenen, innovativen Ortes für interdisziplinären Austausch zwischen Studierenden, Lehrenden und Öffentlichkeit. Diese Haltung bildet die Grundlage für die architektonische Ausformulierung.

Die städtebauliche Positionierung wird positiv bewertet: Das Gebäude bindet sich über die Campusmeile, die Mensa und den Südeingang in die bestehende Struktur ein und wird zugleich als markanter Auftakt formuliert. Das großzügige Atrium ermöglicht klare Sichtbezüge und eine übersichtliche Orientierung. Besonders hervorzuheben ist die intuitive Durchwegung im Erdgeschoss, die das Gebäude stark öffnet und mit seiner Umgebung verknüpft. Das Foyer zwischen Hörsaal und Mensa überzeugt als lebendiger, vielseitig nutzbarer Raum mit öffentlichem Charakter.

Die funktionale Grundordnung ist schlüssig. Die Verknüpfung von Hörsaal und Mensa sowie die Verteilung der experimentellen Hörsäle über das Gebäude sind sinnvoll gelöst – alle erhalten Tageslicht über die Außenfassade. Einzelne funktionale Defizite wie die fehlende rückwärtige Erschließung, Tageslicht in Küche und Produktionsbereichen, IT-Verteiler oder die Anpassung einzelner Raumproportionen und der experimentellen Bühne sind erkennbar, erscheinen jedoch heilbar.

Die ringförmige Anordnung der Hörsäle im 2. Obergeschoss prägt die Dachlandschaft und stellt stadträumliche Bezüge in alle Richtungen her. Die Universität tritt so in einen sichtbaren Dialog mit der Stadt – räumlich und visuell als „Fenster zur Stadt“. Begrünte Patios schaffen Aufenthaltsqualität, klare Orientierung und Orte für informelle Begegnungen und gemeinsames Lernen. Innen- und Außenraum verschränken sich in produktiver Weise.

Das Organisationsprinzip folgt der Entwurfsidee und eröffnet die Möglichkeit eines dezentralisierten, bedarfsgesteuerten Energiekonzepts. Die gewählte Konstruktion zeigt Robustheit für künftige Anpassungen und macht den Entwurf langfristig tragfähig. Die Fassadenmaterialität setzt die konzeptionelle Haltung nachvollziehbar um, sollte aber im Sinne der Nachhaltigkeit weiter präzisiert werden. Die Dachlandschaft verschenkt Potenzial: Sie könnte als attraktiver Außenraum genutzt werden, wird jedoch durch die überdimensionierte Haustechnik verhindert.

Das Preisgericht erkennt die gestalterischen und funktionalen Qualitäten an, sieht jedoch Herausforderungen in Wirtschaftlichkeit und konstruktiver Umsetzung. Die angestrebte Offenheit und Flexibilität verlangen innovative bauliche Lösungen, die mit erhöhten Kosten verbunden sein können. Die Balance zwischen gestalterischer Vision und realisierbarer Umsetzung wird als zentraler Kritikpunkt benannt.

Energie und Nachhaltigkeit:
Das konzeptbedingt erhöhte A/V-Verhältnis führt zu höheren Wärmeverlusten, aber deutlich reduzierten Beleuchtungsbedarfen. Es wird eine hohe Tageslichtverfügbarkeit erreicht. Der Gebäudefußabdruck ist gering, ebenso die Baumasse unter Gelände. Der Endenergiebedarf ist aufgrund der großen Energiebezugsfläche erhöht.

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