2005
Architekturbüro:
h4a Gessert + Randecker Architekten GmbH
Bearbeitungsteam: Martin Gessert
Weitere Kooperationspartner/-innen:
C&M Brandschutzingenieure
Bearbeitungsteam: Ilka Claus
Mayr Ludescher Partner Beratende Ingenieure Part GmbH
Bearbeitungsteam: Robert Hajdu
KREBS Ingenieure GmbH
Bearbeitungsteam: Jochen Krebs
Beurteilungstext der Jury:
Die Verfasser ordnen das Raumprogramm um eine „innere Lernwelt“, die durch ein tribünenartiges, großmaßstäbliches Foyer gebildet wird, und verkleiden diese Welt mit einer eher abstrakten, maßstabsverwischenden Hülle.
Die Setzung des Baukörpers entspricht weitestgehend den Vorgaben der Auslobung. Vorgeschlagen wird ein großzügiges Foyer, das sich von der Luruper Chaussee entlang der Campusmeile bis zur Agora erstreckt. Die Erschließung ist somit intuitiv verständlich und gut auffindbar. Dieses Foyer nimmt terrassierend den bestehenden Geländeversprung auf und leitet über in einen sehr großzügigen, vertikalen Erschließungsraum, der dieses landschaftliche Raumverständnis zum übergeordneten Konzept erklärt. Die Erschließung im Süden sowie die Anlieferung sind nachvollziehbar organisiert. Ein Großteil des Sockels zur Luruper Chaussee beherbergt Fahrradabstellräume und wirkt relativ abweisend.
In der Fassadengestaltung wird das innenräumliche landschaftliche Konzept in einen großmaßstäblichen, vorgehängten Schirm übersetzt, der dynamisch und polygonal auf- und abonduliert. Geschossigkeit und innere Organisation bleiben hinter diesem Schirm weitestgehend verborgen. Unterhalb des Schirms zeigt sich eine sehr transparente Erdgeschossfassade mit wenig Rhythmisierung oder Struktur. Diese gestalterischen Entscheidungen können die Jury nicht überzeugen. Auch der durch den Schirm gestörte Außenbezug der Lehr- und Lernräume wird bemängelt. Der bewusst über deutliche Höhenunterschiede dynamisierte Dachrand wirkt künstlich.
Die entwurfsleitende Idee des großen, vielschichtigen Foyerraums verspricht Aufenthaltsqualität sowie freudvolles Studieren und wird von der Jury ausdrücklich gewürdigt. Hinterfragt wird jedoch eine mögliche Überdimensionierung dieses Raumes. Die Barrierefreiheit kann in den Treppenanlagen nicht vollständig nachvollzogen werden.
Die grundsätzliche Anordnung der Lehr- und Lernräume im ersten und zweiten Obergeschoss ist sinnvoll an der Fassade organisiert. Die Erschließung ist funktional und räumlich variantenreich gestaltet. Die übergeordnete innenräumliche landschaftliche Idee ist im zweiten Obergeschoss jedoch nicht mehr spürbar.
Im Detail zeigen sich in vielen Bereichen unter dem Aspekt des Lehrbetriebs deutliche funktionale Mängel, sowohl in der Zuordnung von Haupt- und Nebenräumen als auch in der Entfluchtung. Zudem sind viele Flächenanforderungen nicht präzise getroffen, und vorgegebene Raumproportionen nicht nachgewiesen. Als schwerwiegend wird die deutliche Unterschreitung der NUF um über 10 % gewertet – bei gleichzeitig großem Bauvolumen. Auch die Geschosshöhe im zweiten Obergeschoss ist nicht ausreichend. Die Funktionalität der Mensa wird ebenfalls kritisch gesehen.
Die deutliche Überschreitung der avisierten BGF bringt den Entwurf wirtschaftlich unter Druck. Eine konsistente Tragstruktur ist im Entwurf nicht erkennbar und kann daher nicht bewertet werden.
Energie und Nachhaltigkeit:
Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte des Beitrages – Fensterflächenanteile, Kompaktheit, Energiebedarf und PV-Eigenstromversorgung – liegen im Wettbewerbsmittel. Trotz des hohen Gesamtfensterflächenanteils entstehen in diesem Beitrag viele Einschränkungen. Die hohen Raumtiefen in den Seminarräumen, eine tiefe Sturzausbildung und eine vorgesetzte Fassade aus horizontalen Lamellen führen zu deutlichen Einschränkungen.