2. Rundgang

2005 (Hascher Jehle Berlin GmbH, Berlin)


Erläuterungsbericht

Architekturbüro:
Hascher Jehle Berlin GmbH, Berlin
Bearbeitungsteam: Aixin Xuan, Julia Karew-van der Vorst

Landschaftsarchitekturbüro:
UKL – Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten, Dresden
Bearbeitungsteam: Jonas Teuber, Luise Schauer, Ulrich Stolz, Johannes Werner, Marlen Felbrich

Beurteilungstext der Jury:
Der Baukörperentwurf für die orthodoxe Synagoge wird stadträumlich klar von einem flankierenden Riegel zum Allende-Platz gefasst. Dieser erhält im Kopfbau zum Grindelhof die neue Reformsynagoge. Der Riegel verfügt im Erdgeschoss zwischen Reformsynagoge und angrenzender Verwaltung einen eingeschossigen Durchgang zum Allende-Platz, der für Verknüpfung und Durchlässigkeit sorgt.

Der Kopfbau bietet zwar im Erdgeschoss ein Café als einladendes Nutzungsangebot im Stadtteil, die Adressbildung und Ablesbarkeit der Reformsynagoge bleiben jedoch in der Ausgestaltung des Eingangs- und Foyerbereiches unbefriedigend: Die Reformsynagoge ist somit nicht deutlich genug einladend und eigenständig herausgearbeitet.

Die orthodoxe Synagoge ist klar platziert und funktional angemessen gestaltet. Der Synagogenraum selbst ist gut gegliedert und wirkt positiv in seiner einfachen und klaren Haltung und Atmosphäre. Die Mikwenbereiche im UG sind unpraktikabel angeordnet. Der Gemeindesaal verfügt insgesamt über gute Bezüge zu den andienenden Räumen zur Bewirtschaftung und der Küche im UG. Baulich führt dies in der Fassadengestaltung jedoch zu einer störenden „Rucksack“-Bebauung.

Der Entwurf lässt durch das Fehlen von Baukörper 4 eine städtebauliche Verengung gemäß der Machbarkeitsstudie im Norden des Joseph-Carlebach-Platzes vermissen. Der angebotene Grünraum wirkt nicht einladend und verbleibt sehr diffus gestaltet. Das Sicherheitskonzept wird in seinem räumlichen Angebot als schwierig bewertet. Es besteht zudem eine mangelhafte Abtrennbarkeit des Freiraumes für jüdische Feste. Dies ist nur in der Fuge zwischen Synagoge und Verwaltungsbereich vorgesehen.

Positiv zu bewerten ist die gute Integration der historischen Funde im Untergeschoss in der Kombination mit Ausstellungsflächen, Bibliothek und Tagungsräumen. Drei angegliederte Patios sorgen hier für attraktive Tagesbelichtung. Die historischen Bereiche sind gut erlebbar freigestellt und passend durch den Bornplatz-Erinnerungsraum ergänzt. Der Entwurf verfügt über eine nur geringe Flächeneffizienz.

Insgesamt kann der Entwurf jedoch in seinem gestalteten Zusammenspiel beider Synagogen nicht überzeugen.

Freiraum
Der mit Bäumen gerahmte Platz wird geteilt in einen Durchgangshof im Süden, einen Grünraum mit Strahlenwegen im Osten und einen mineralischen Vorplatz. Dieser erhält ein Streifenmuster aus unklarer Motivation. Mit Pollern und Pflanzhochbeeten ist eine Schutzlösung des Platzes angedeutet, aber nicht gestaltet. Die Funktionalität unterhalb der Bestandsbäume bleibt ungeklärt. Versenkbare Zäune können einen kleinen Teilbereich des Grünraums zwischen Synagoge und Saal absperren. Kleine abgesenkte Höfe bringen Licht in das Untergeschoss, überzeugen aber weder als Freiraumelement noch genügen sie den Sicherheitsanforderungen. Der Durchgang vom Platz nach Süden auf EG-Niveau stellt jedoch einen guten Ansatz für die Vernetzung ins Quartier dar.

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