2003 (MAX DUDLER GmbH, Berlin)
Architekturbüro:
MAX DUDLER GmbH, Berlin
Bearbeitungsteam: Simeon Daskalov, Yan Pechatschek, Miguel de Castro, Aysin Soydan, Yuliia Tymonina, Hwa-Jong Park,
Jan Schulte-Hillen, Lisa Speck, Björn Werner, Thomas Hertel, Annette Kussin
Landschaftsarchitekturbüro:
boye und bode – Landschaftsarchitektur und Stadtentwicklung, Berlin
Bearbeitungsteam: Benjamin Boye, Lukas Heinemann, Çerensu Cetin
Weitere Kooperationspartner/-innen:
Werner Sobek Berlin
Bearbeitungsteam: Julius Stroetmann, Bilge Zirngast, Franziska Mahler
HHP Berlin
Bearbeitungsteam: Ansgar Gietmann
LichtKunstLicht AG, Berlin
Bearbeitungsteam: Daniel Cárdenas, Konstantin Klaas, Julian Diaz
Reisner und Frank GmbH, Bretten
Bearbeitungsteam: Jörg Csanitz, Pascal Arnold, Julian Merl
MJG Ingenieur-GmbH, München
Bearbeitungsteam: Matthias Wagner
H+P Objektplanung Nord GmbH, Hamburg
Bearbeitungsteam: Daniel Kirch
Beurteilungstext der Jury:
Die Verfassenden orientieren sich in ihrer städtebaulichen Setzung am Masterplan, trennen jedoch den Baukörper der Reformsynagoge von dem Verwaltungsbau, wodurch die räumlichen Zusammenhänge mehr „Luft“ bekommen. Der Allende-Platz behält richtigerweise die ihm zugedachte Größe und Proportion. Insgesamt fügt sich das Ensemble im Großen und Ganzen „sensibel“ in den stadträumlichen Kontext ein. Allein eine deutlichere Hierarchie in der Höhenentwicklung zwischen Reformsynagoge und Verwaltungsbau wäre wünschenswert. Im Vergleich der Arbeiten kommt diese Arbeit mit einem geringen oberirdischen Bauvolumen aus, was bei näherer Betrachtung durch ein großzügig angelegtes Untergeschoss erkauft wird.
Im Sinne der Ensemblewirkung sind die Fassaden der vier Baukörper folgerichtig von derselben Materialität bestimmt. Allerdings ist die Wahl von Kalkstein unter Bezugnahme auf die Jerusalemer Bautradition im Hamburger Kontext nicht naheliegend, sie erscheint aufgesetzt.
Für die Bornplatzsynagoge wird konzeptionell keine reine Rekonstruktion verfolgt. Die angestrebte Weiterentwicklung des historischen Vorbilds entfernt sich in Ornamentik, Detaillierung, Materialwahl und Farbgebung so deutlich vom Original, dass der Bau eher fremd als vertraut erscheint.
Die Entscheidung, den Gemeindesaal in Gänze im Untergeschoss zu positionieren und daran anschließend über einen Tiefhof und ein sehr üppiges Foyer weitere Programmbausteine anzuschließen wird – allen funktionalen Vorteilen der Organisation auf einer Ebene zum trotzt – äußerst kritisch gesehen. Nicht nur, dass viele Räume dem städtischen Bezug entzogen werden, sondern auch die rückwärtige Lage für die Gesamterschließung wichtiger Räume kann nicht nachvollzogen werden. Als Konsequenz dieser Raumdisposition im Untergeschoss ergibt sich ein nur geringfügig dem Geländeniveau enthobener Synagogenraum, der somit leicht und direkt zu erschließen ist.
Diese potenziell großzügige Raumsituation wird durch eine Betonschale, die den eigentlichen Raumeindruck der historischen Synagoge verstellt, erheblich eingeschränkt. Die Idee der historisch hergeleiteten, räumlichen Schichtung und der konzentrierten Lichtführung wird durchaus gewürdigt, ist jedoch im Detail nicht hinreichend überzeugend ausgearbeitet.
Die Reformsynagoge erlangt in dieser Arbeit als Solitär eine größere Bedeutung. Sie wird in einem eigenen Duktus kontrastierend gesetzt. Sie bildet einen Sockel aus, in dem ein Bogenmotiv eingeführt wird. An der Kraft des architektonischen Ausdrucks für die Reformsynagoge, auch an der einheitlichen Materialität der die Bornplatzsynagoge rahmenden Bauteile bestehen jedoch Zweifel. So schön der gläsern, transluzente Kubus von Synagogen- und Kidduschraum bei Nacht sein kann, so wenig kraftvoll bringt er sich bei Tag in den Stadtraum ein.
Das erdgeschossige Bogenmotiv wird als übergeordnet verbindend auch in dem Verwaltungsbau und dem Schulanbau verwendet. Zusammen mit der sehr klaren, großmaßstäblichen Ordnung entsteht ein ruhiges, an sich recht selbstverständliches Bild. Doch weckt es auch irreführend Assoziationen an eine klösterliche Anlage.
Das Programm der Reformsynagoge ist in sinnvoller Weise vertikal gestapelt, mit einem Synagogenraum, der das Volumen krönt. Auf eine übergeordnete, gestalterische Verwandtschaft der beiden Synagogenräume wird offenbar bewusst verzichtet: Der Synagogenraum wird im Grundriss als Quadrat im Quadrat organisiert, was grundsätzlich für einen spannungsvollen Raum sorgt; die in der Innenraumperspektive dargestellte Raumwirkung weckt heitere, angenehme Assoziationen.
Freiraum
Die Synagoge erhält im Norden und Osten eine grüne Fassung, die von einem unruhigen Wegesystem durchzogen wird. Der genannte Parkcharakter ist nur schwer vorstellbar, besonders an der Engstelle zum Schulanbau. Der Gemeindehof südlich der Synagoge ist temporär absperrbar, durch mobile Sicherheitspaneele. Die große Platzfläche verbindet die Gebäude, allerdings liegt der Zugang zur orthodoxen Synagoge eher abseits. Der abgesenkte Hof hinter der orthodoxen Synagoge ist sehr schwierig, weder stadträumlich noch hinsichtlich der Sicherheitsanforderungen vertretbar. Das Gleiche gilt für die Gestaltung und Lage der großen TG-Rampe.