Henning Larsen
Beurteilungstext der Jury
Die Arbeit interpretiert das Motiv des Deutzer Blocks mit einer städtebaulichen Figur aus drei ähnlich dimensionierten Wohnhaus-„Scheiben“ sowie einem Hochhaus, welche je eine Ecke und Seite des Baufelds besetzen. Das zugrundeliegende Gesamtkonzept zeichnet sich grundsätzlich durch seine Klarheit und Entwicklungsfähigkeit aus.
Kritisch gesehen wird der Umgang mit den Gebäudefugen, die durch eine Art Sekundärarchitektur partiell wieder geschlossen bzw. verbaut werden. Besonders problematisch erscheint der eingeschossige Flachbau mit dienenden Funktionen, der auf der Nordwestseite den Durchgang in den Innenhof stark einengt. Aber auch die als „grüne Interaktionsflächen“ titulierten mehrgeschossigen Stahlkonstruktionen wirken kontraproduktiv in Bezug auf die stadträumliche Qualität. Die hier angedeuteten, jedoch nur vage ausformulierten Nutzungen wären in den Erdgeschosszonen, insbesondere im Bauteil C und im Innenhof, sinnvoller platziert. Sie könnten dort für Belebung sorgen und eine Bereicherung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens bewirken.
Die Architektur aller vier Gebäude ist durch einen strukturellen, baukastenhaften Ausdruck geprägt. Die Architektursprache steht im Einklang mit dem baukonstruktiven Ansatz des Projektes, der auf der Verwendung von modularen Bauteilen mit einem hohen Vorfertigungsgrad basiert. In Bezug auf eine wirtschaftliche Umsetzbarkeit des Bauvorhabens und im Sinne einer anzustrebenden Kreislaufwirtschaft im Bausektor ist dies klar positiv zu bewerten.
Im Bauteil B führt dieser Ansatz zu einer offenen Fassadengestaltung mit großzügigen Freisitzen. Im Bauteil C dominiert der weniger differenzierte, serielle Charakter der Fassade. Die dahinterliegende Teilung in mehrere Wohnhäuser mit je eigenem Eingang und Adresse offenbart sich erst auf den zweiten Blick. Alle Baukörper zeichnen sich durch eine jeweils charakteristische Ausgestaltung der Dachzonen aus. Die abgeschrägte Dachform des südlichen Baukörpers dient günstigen Belichtungsverhältnissen des Innenhofes. Die tonnenartigen Dachformen des Bauteils B können als Referenz an ikonische Bauwerke verstanden werden.
Die Grundriss-Organisation der Wohngebäude ist klar strukturiert. Ein Großteil der Wohnungen ist durchgesteckt. Bei den einseitig zum Innenhof ausgerichteten Wohnungen in den oberen Geschossen stellt sich die Frage nach dem zweiten Rettungsweg.
Das Hochhaus (Bauteil A) zitiert in der plastischen Ausformung der Fassadenelemente das Bild der Hafensilos, ohne dabei zu plakativ zu sein. Im Inneren bietet die klare – wenn auch konventionelle – Struktur mit zentral liegendem Erschließungskern unterschiedliche Nutzungsoptionen als Büros, Hotel oder Wohnen, wie im Entwurf glaubhaft belegt wird. Im Sinne der Nutzungsoffenheit ist der Grundriss solide und umsetzbar. Angesichts des Anspruchs der Ausloberin, hier zukunftsfähige, innovative Gewerbenutzungen zu realisieren, vermisst das Preisgericht allerdings weitergehende Ideen für einen inspirierenden Ort des „new work“ im Deutzer Hafen und erhofft sich entsprechende Vorschläge in der zweiten Bearbeitungsstufe.